Gute Unterhaltung an Halloween mit Horrorfilmen
Das diabolische Vergnügen am Schrecken anderer
Ein kleines Wäldchen, der Mond bescheint eine von Bodennebel beherrschte Szene. War da nicht eben eine Bewegung hinter dem Baum, der nur als Schattenriss erkennbar ist? Langsam schiebt sich eine krallenbewehrte Klaue tastend um den Baumstamm, ein Arm wird sichtbar. Wie in Zeitlupe taucht das von Mordlust verzogene Antlitz eines Werwolfs mit gebleckten Zähnen auf. Arglos wartet das Mädchen am Waldrand keine fünfzig Meter entfernt auf ihren Freund. Jetzt schnell ein paar Erdnüsse aus der Box vom Tisch und wieder hinsehen.
So etwa könnte man beschreiben, wie viele Menschen die Angstlust erleben. Sie geben sich bewusst dem eigentlich unangenehmen Gefühl der Angst hin. Mit wohligem Magenkribbeln erwarten Sie, etwas Erschütterndes und Grausames zu sehen. Sie sind Zeuge, wenn sich das Unheil an ein Opfer heranmacht. Sie fühlen mit und können, wenn die Spannung unerträglich wird, schnell in die Sicherheit ihrer Realität flüchten und neue Kräfte sammeln. Es hat etwas von Wonne, wenn sich schier ausweglose Situationen für den Zuschauer erleben lassen und er sich unterbewusst doch die ganze Zeit in Sicherheit wiegt.
Der Horrorfilm passt sich seiner Zeit an
Als die Bilder laufen lernten und sich erste Filmemacher daran machten, Nosferatu, den Urvater der Vampire oder den Werwolf zum Leben zu erwecken, waren die Menschen von den Schwarz-Weiss-Ungeheuern überrascht, fasziniert und aufs Gruseligste unterhalten. Durch die Verbesserung der Film- und Tricktechniken, die in den letzten Jahren mit Computer-Animationen endlos neue Möglichkeiten dazugewann, haben sich die Zuschauer bereits an Vieles gewöhnt.
Der Horrorfilm musste sich selbst immer wieder neu erfinden. Reichten in den 70er Jahren noch lange Zähne und irre Blicke, belebten in den 80er/90er Jahren bessere Tricktechniken und Psychopathen das Genre. Neue Monster wie Aliens, Armeen von Spinnen oder riesige Echsen gesellten sich zu den Filmstars. Als man sich daran gewöhnt hatte, machten Computer-Animationen unglaubliche Welten, Verwandlungen und gewaltige Szenen möglich. Aber auch die Angstmacher änderten sich.
In den vergangenen 10 Jahren zogen Filme wie SAW oder Hostel mit ihren irren Killern und deren ausgefeilten Methoden, Menschen zu quälen und zu töten in die Kinos. Sah man in früheren Filmen einen Menschen an Haken hängen, sieht man heute, wie ihm diese Haken eingetrieben werden. Gleichzeitig halten sich aber zwei Kult-Themen standhaft durch alle Epochen hindurch: Exorzismus und verwunschene Häuser.
Ob die Menschen abgebrühter geworden sind oder ob es nur der Drang der Filmemacher ist, sich mit immer neuen Ideen einen eigenen Thron zu errichten, ist sicher Thema für ein Psychologen-Symposium. Aber was macht Ihnen denn selbst mehr Angst? Die Aussicht beim nächtlichen Gassigang einem Werwolf zu begegnen oder die Unsicherheit, welcher Ihrer Nachbarn wohl der Irre mit dem schalldichten Keller ist. Die Horrorfilmer wissen, welche Knöpfe in der aktuellen Gesellschaft gedrückt werden müssen, um uns das Fürchten zu lehren.