Blogparade: Zeitvertreib auf Reisen
Hallo, meine lieben Freunde! Heute möchte ich euch ein wenig aus meinem Leben erzählen, denn oft erreichen mich Anfragen, wie ich meine Schönheit über all die Jahrhunderte erhalten konnte. Ehrlich gesagt kann ich nicht alles verraten, dann würde meine Schwiegermutter Othilie mächtig böse werden. So manche der Zutaten, die sich täglich auf meinem Gesicht finden, waren vorher in ihrem Kesselchen. Doch heute soll es ohnehin keine Schminktipps oder Pflegetutorials geben, denn es geht um etwas ganz anderes: das Thema Zeitvertreib auf Reisen.
Es sind zwei sehr junge Menschen von einem Blog namens blog away, die eine Blogparade mit diesem Titel ins Leben gerufen haben. Wenn ich mir die beiden so anschaue, frage ich mich: Wie könnten sie Probleme mit dem Zeitvertreib haben? Heute sind doch alle ununterbrochen online und starren in ihre kleinen Geräte. Man könnte leicht den Eindruck bekommen, die Zeit sei tatsächlich fort, weil sie so erfolgreich vertrieben wurde.
Man sitzt im ICE, hat sich gerade einen Kaffee bestellt und *schwupps, ist man auf der anderen Seite von Deutschland – oder Europa – angelangt. Das hängt manchmal ganz von der Geschwindigkeit des Servicepersonals ab.
Ach, wie schön war das Reisen früher! Ich bin eigentlich immer geflogen. Wisst ihr, warum ich diesen hübschen Drachen als Bild gewählt habe?
Er war früher mein liebstes Reisegefährt, und auch mein liebster Reisegefährte. Sein Name war unaussprechlich und er flog viele Hundert Meilen, bevor er rasten musste. Wie der Wind durch mein Haar zischte und die Adler und Greife erschrocken auswichen, wenn wir durch den Himmel sausten! Leider wurde mein lieber Drachen von einem übereifrigen Prinzen getötet. Zur Strafe habe ich seine Jungfrau in einen sehr, sehr langen Schlaf versetzt.
Reisen ohne meinen Drachen
Das ließ mich verzweifeln! Ich war wirklich frustriert und zerbrach daheim viele Besen, bis Othilie einen von ihnen verhexte und ich zukünftig auf diesem Feudel reiten konnte. Das erforderte mehr Konzentration als das Reisen mit einem fliegenden Teppich, auf dem man auch eine Patience legen oder sich mal eben die Nägel machen kann. Am Feudel muss man sich festkrallen, und da er durch Muskelkontraktionen in den Pobacken gelenkt wird, bekommt man einen tollen Hintern davon. Allerdings auch Muskelkater. Der Feudel war dennoch einige Jahre mein liebstes Reisegefährt, doch die Zeit musste man dabei nicht vertreiben. Es gab so unglaublich viel zu entdecken, vor allem, wenn man im Tiefflug über die Dörfer zischte und von oben allerlei Treiben hinter den Häusern und Hecken sah.
Später kamen dann die Kinder, und alles änderte sich. Das Reisen auf dem Feudel war natürlich viel zu gefährlich für die kleinen Racker, und auch vom Rand des Teppichs hielten sie sich nicht fern. Als sie dann noch begannen, das gute Stück von den Fransen her aufzuribbeln, verlegten wir unsere Reisen auf den Boden. Verzauberte Kutsche, Tonys nagelneuer Ford oder per pedes, meine Kleinen verlangten beim Reisen nach Abwechslung. Und tatsächlich war ihnen manchmal langweilig, wenn die Pferde aufgetankt werden mussten, darum erfand ich einige Spiele:
– Der nächsten Person, die man trifft, eine Spinne in den Kragen werfen.
– Einer arroganten Dame eine Warze an die Nase hexen.
– Einen Geldschein an einer Schnur auf dem Boden platzieren und daran ziehen, wenn ihn einer aufheben will.
Ja, das war unser Zeitvertreib auf Reisen, als es noch keine Smartphones gab!