Burgfräulein und edler Ritter … so bunt feiert man im finsteren Mittelalter

Ritter-Castle

Das Mittelalter liegt zwischen dem 6. Jahrhundert, dem Ende der Antike und dem Beginn der Neuzeit. Wo es ganz genau endet, da streiten sich die Gelehrten. Manche behaupten, das Mittelalter war mit Kolumbus Entdeckung von Amerika 1492 vorbei. Andere meinen, als 1517 Luther seine Thesen an die Kirchentür von Wittenberg anschlug.

Das gesamte Mittelalter wird unterteilt in Frühmittelalter 500-1050 n.Chr., Hochmittelalter 1050-1250 n.Chr. und Spätmittelalter 1250-1500 n.Chr.

Wenn man heute ein Mittelalterfest, eine Hochzeit oder einen Mittelaltermarkt besucht, dann befindet man sich meistens im sogenannten Hochmittelalter oder sogar eher noch im Spätmittelalter. In dieser Zeitepoche findet man die Gewandungen, die üblicherweise für Mittelalterkostüme gehalten werden. Weite lange Trompetenärmel, seitliche Schnürungen und Schleppen, bei Burgfräuleins die langen Kleider. Ritter trugen Tunikas, lange Surcoats bis übers Knie und dazu Schnabelschuhe. Beim Ritterturnier natürlich mit glänzender Rüstung, Schwert und Schild.

Wie finster war das Mittelalter wirklich?

Im Hochmittelalter wurden die ersten Universitäten gegründet. Kunst und Wissenschaften befanden sich im Aufbruch. Die Wirtschaft blühte trotz Pest Epidemien auf. Im späten Mittelalter entstanden Städtebünde wie die Hanse, Bankwesen der Fugger und das Bürgertum in den Städten stieg langsam auf.

Das machte sich vor allem auch in der Kleidung bemerkbar. Bestickt mit Goldfäden und Perlen oder Edelsteinen waren natürlich nur die Kleider der reichen Kaufleute und Adeligen. Aber auch das normale Bürgertum mochte bunte Kleidung. Man musste allerdings auf Kleiderordnungen achten, die im Spätmittelalter in verschiedenen Städten vorgeschrieben waren. So war zum Beispiel in Köln ein fahles gelb die Farbe der Prostituierten, ein leuchtend-kräftiges gold-gelb dem Adel vorbehalten. Je nach sozialem Stand musste man sich an die Kleidervorschriften halten. Damen mussten das Haar unter einer Haube tragen, wenn sie verheiratet waren. Mädchen trugen ein Schapel, einen Kranz aus Stoff oder Metall. Freizügigkeit wurde nicht gerne gesehen. Arme und Ausschnitt waren stets bedeckt. Das hieß aber keinesfalls, dass es im Mittelalter nur braune, schwarze oder graue Kleidung gab. Eine beliebte Besonderheit war damals der Rollentausch an Karneval und bei Kostümfesten.

Die Menschen im Mittelalter waren sehr christlich und der Glaube gab ihnen Kraft und Lebenshilfen in jeder Lage. Sie waren überzeugt, dass das Jüngste Gericht kurz bevorstand. Sie waren stets bestrebt, für sich einen Platz im Himmel zu sichern.

Aus der Angst vor der Pest und vor dem Fegefeuer nach dem Tod, ging der spezielle Galgenhumor, die Lebensfreude und die Feierlaune der Menschen hervor.

Das zelebrierten sie dann in zahlreichen Badehäusern in den Städten. Dort wurde gemeinsam in großen Zubern gebadet, geschmaust und getrunken. Natürlich auch auf Dorffesten, mittelalterlichen Hochzeiten und anderen feierlichen Anlässen.

Eine permanente Hungersnot der niederen Stände gab es nach heutigem Wissenstand nicht. Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert gab es sogar einen rasanten Bevölkerungswachstum, der bei einer Hungerzeit nicht zustande gekommen wäre. Schwankungen bei der Erntemenge und Nahrungsverfügbarkeit gab es zu allen Zeiten und nicht nur speziell im Mittelalter.
Auf den Tisch kamen oft Eintöpfe aus Kohl und Gemüse, Brot und manchmal Fleisch oder Fisch. Getrunken wurde fast ausschließlich verdünnter Wein oder Bier. Von Wasser, welches wohl keine sehr gute Qualität hatte, wurde man oft krank. Kartoffeln und Tomaten sowie Mais gab es in Europa noch nicht. Diese Speisen wuchsen in Amerika und das war noch nicht entdeckt.

Das Mittelalter war sicherlich für alle Menschen eine schwere Zeit, aber ganz so finster wie es immer dargestellt wird, war es nicht. Es war eine interessante Zeit des Aufbruchs und Neubeginns, der Erfindungen und des Aberglaubens. Drachen, Zauberer und Alchemisten sowie Hexen, Prinzessinnen und Könige dürfen auf einem Mittelalterfest genauso wenig fehlen wie tapfere Ritter, jungfräuliche Burgfräuleins, Schankmaiden, Mönche, Nonnen und einfache Händler und Bauern.