Cowboy und Indianer – Kuhjungen und ein Irrtum
Besonders bei Jungs ist das Spielen von Cowboy und Indianer sehr beliebt. Dabei treten die Indianer mal als ‚die Bösen‘, mal als beste Freunde auf, wie man es aus Romanen (Winnetou, Karl May) oder aus Comics (Lone Ranger, Silberpfeil) kennt. Was die Jungs spielen, sind Fantasien, die durch Geschichten und Filme inspiriert sind. Das wirkliche Leben eines Kuhjungen, wie man Cowboy übersetzen würde, war zwar gefährlich, aber die überwiegende Zeit mehr von harter Arbeit als von ständigen Kämpfen geprägt. Und im Jungenalter wissen auch die wenigsten, dass der Begriff Indianer einem gewaltigen Irrtum eines berühmten Weltumseglers zu verdanken ist.
Das Bild vom Cowboy im Wandel der Zeit
Im Arbeitsleben eines Cowboy hat sich im Gegensatz zu dem seiner Kollegen vor rund 150 Jahren auf den ersten Blick nicht sehr viel verändert. Die Tätigkeiten sind weitgehend die gleichen, die Ausrüstung ist nur modernisiert und technische Mittel wie GPS und moderne Medizin haben Einzug gehalten. Das Pferd ist immer noch das wichtigste Fortbewegungsmittel und auch Pistolen und Gewehre sind manchmal noch Teil der Arbeitsmittel.
Aus Geschichten und Filmen, die man dem Genre ‚Western‘ zurechnet, entwickelte sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Bild der ‚echten Männer‚. Hart gegen sich und andere, furchtlos im Kampf gegen skalpierende Indianer und unschlagbar mit Faust und Colt, zogen die wilden Helden in die Köpfe der Fans. Filme wie ‚Open Range‘, ‚Brokeback Mountain‘ stellen das Leben und die Lebensumstände vollkommen anders dar und durchbrechen das typische Bild vom Cowboy. Das verklärte Bild dieses Berufsstandes wird sich dennoch noch lange halten. Filme mit weniger Hang zur Realität, Western-Clubs und Country-Songs halten das wild-romantische Ansehen des Cowboys in Ehren.
Ist das schon Indien oder was?
Als Columbus auf die ersten Menschen des Landes traf, das er nach Wochen entbehrungsreicher Seefahrt erreichte, dachte er, Indien über die West-Route gefunden zu haben. Folglich waren die Menschen, mit denen er sprach, Indios. Dieser Begriff gilt im Spanischen sowohl für Inder wie für Indianer. Im Deutschen ist der Unterschied klarer. Andere Entdecker klärten den Irrtum im Lauf der folgenden Jahre zwar auf, der Begriff ‚Indianer‘ für die in Amerika lebenden Ur-Einwohner wurde jedoch beibehalten.
Aufgeklärt und verklärt
Wie der amerikanische Kontinent kolonialisiert wurde, ist mit all seinen Facetten bekannt. Die negativen Anteile leugnet heute niemand mehr, sodass der aufgeklärte Erdenbürger alte Westernfilme und -Romane heute zwar mit anderen Augen betrachtet, sich von der Action aber immer noch gut unterhalten lässt. Für die Anhänger der Westernzeit, die an den Wochenenden als Cowboy und Indianer verkleidet zu Country-Musik tanzen und den elektrischen Bullen reiten, sind diese geschichtlichen Details meist weniger wichtig. Hier geht es um Spaß, Romantik und die Flucht aus dem Alltag in den Sonnenuntergang mit Stetson und Two-Step. Die Anhänger sehen sich am Lagerfeuer oder mit dem Truck auf der Route 66. Und die erwachsenen Cowboys kämpfen nicht mehr mit Indianern, sondern besprechen mit ihnen beim Bier die aktuellsten Familienneuigkeiten.