Der Kölner Karneval – als Köln wie Rom feierte
Der Kölner Karneval hat der Historie nach seinen Ursprung, als die Stadt noch römische Kolonie war. Bereits zu dieser Zeit war Köln schon so weltoffen, dass es Feste zu Ehren aller möglichen Götter gab, seien sie nun römisch, germanisch oder sogar orientalisch. Eines der Feste, das dem römischen Gott Saturn geweiht war, hob sich unter anderem dadurch ab, dass für 3 Tage im Dezember Hierarchien und Stände keine Rolle spielten. So vertauschten ranghohe Bewohner ihre Kleidung mit der von Sklaven. Männer und Frauen jeglicher Herkunft tanzten, tranken, sangen und feierten ausgelassen das Saturnfest.
Der Vorläufer des Rosenmontagzuges – Köln wie Rom
Das sogenannte carrus navalis gilt als Namensgeber für den Karneval, und war ein Karren in Form eines Schiffes. Dieser wurden von den Römer beim Umzug zum Saturnfest durch die Straßen gezogen. Die mitgeführten Figuren von Isis und Nerthus als ägyptische beziehungsweise germanische Göttinnen der Fruchtbarkeit wurden symbolisch mit Saturn, dem römischen Gott für Glück und Frieden, in Verbindung gebracht. Der Wagenzug wurde von der ausgelassen feiernden und musizierenden Menschenmenge begleitet.
Wandel des Karnevals im Mittelalter
Das römische Fest vermischte sich Mitte des ersten Jahrtausends mit den sich ausbreitenden christlichen Bräuchen. Die heidnischen Bräuche der germanischen Kultur und ihre Bedeutung blieben trotz der massiven Christianisierung ebenfalls erhalten und wurden vermischt. So blieb der Karneval ein ausgelassenes Fest in Köln wie Rom, mit dem man Fruchtbarkeit und Leben feierte, aber auch das Böse aus den Nächten vertreiben wollte. Durch die Christen kam nun noch die Fastenzeit hinzu. Der Abend und die Nacht vor der Fastenzeit gab Anlass, es noch mal richtig krachen zu lassen. Der Begriff Fastnacht geht auf diese Zeit zurück.
Harte Zeiten überstanden
In den folgenden rund 1.500 Jahren wurde nicht nur die Stadt Köln in politische und gesellschaftliche Veränderungen gepresst, sondern mit ihr auch der Karneval. Zu allen Zeiten gehörten Verkleidungen und Masken zum Karneval. Teils als Zeichen der Gleichheit, teils aus naturreligiösen Gründen, weil mit teuflischen Fratzen den Dämonen getrotzt wurde. Selbst die Kirche entwickelte eigene Karnevalsbräuche, bei denen Narrenpäpste auf Eseln ritten oder kirchliche Oberhäupter in Frauenkleidern an Prozessionen teilnahmen. Während der verschiedenen Kriege kam es durch die französische Besatzungsmacht Ende des 18. Jahrhunderts sogar zum Verbot der Karnevalsfeiern.
Das Verbot griff jedoch nur teilweise. In der Zeit französischer Herrschaft vollzog sich im Kölner Karneval sogar eine Wandlung, die bis heute Bestand hat und von der der Kölner Karneval bei seinen Rosenmontagszügen und den Büttenreden zur Belustigung des Volkes profitiert: Man begann, die Fehler und Eigentümlichkeiten der Obrigkeit und herrschenden Gesellschaft durch den Kakao zu ziehen und diesen Menschen einen Spiegel vorzuhalten. Kleine Umzüge, an denen man gegen Entgelt teilnehmen konnte, wurden teils von den Franzosen sogar begleitet.
Leider verkam diese Art des Karnevals und der scherzhafte Zeigefinger artete in Schmähungen, Beleidigungen und Disziplinlosigkeit aus. Es war nun der obere Gesellschaftsteil, zusammengesetzt aus geistigen und weltlichen Führungspersönlichkeiten, die den Karneval von Grund auf reformierten. In der Folge dieser Reformierung entstand auch das Dreigestirn aus dem ‚Helden Karneval‘, der seinerzeit an keiner Person festgemacht war, seiner Prinzessin Venetia (von einem Mann dargestellt) und dem Kölner Bauern. Jede Figur des Dreigestirns symbolisiert einen Teil des Charakters von Köln.
Der Kölner Karneval konnte überleben, weil er offen, selbstkritisch und wandlungsfähig war. Weder Besatzungen noch Diktaturen konnten ihm ernsthaft schaden und so ist er bis heute eines der beliebtesten Feste, bei dem man lachend und feiernd den Herrschenden mit einem Augenzwinkern die Meinung geigen kann.