Der Wilde Westen: Schnelle Hände, markige Sprüche und jede Menge Whiskey
Verklärte Jungenfantasie
Selbst heute, wo es Power-Ranger, X-Men und die anderen Marvel-Superhelden gibt, übt der Wilde Westen an Fasching einen besonderen Reiz besonders bei Jungs aus. Bei einigen bleibt er bis zum Erwachsenenalter erhalten und wird mit Stetson, Two-Step und Boots in der Country-Szene ausgelebt.
Die Western der 30er bis 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erzählten häufig von Kampf gegen Indianer, Familienfehden oder dem Außenseiter, der sich mit Faust und Colt sein Recht erkämpfte – nicht selten ging es um Frauen. Seltener waren Filme, die das echte Cowboy-Leben der Rinderzucht und des Viehtriebs in den Vordergrund stellten. Einige cineastische Meilensteine wie „40 Wagen westwärts“ oder „Das war der Wilde Westen“ zeigten diese Abenteuerwelt des Wilden Westens schon sehr viel realistischer.
Das Bild der knallharten Pistolenschwinger kreierte der Italowestern in den 60er Jahren, zu dem die Django-Filme und berühmten Sergio-Leone-Western gehörten. Franco Nero, Lee van Cleef und Clint Eastwood waren die Ikonen dieses Genres, wobei Henry Fonda, Jason Robarts und Charles Bronson mit „Spiel mir das Lied vom Tod“ den vielleicht erfolgreichsten Italowestern drehten. Mit Bud Spencer und Terrence Hill kehrte der Humor in den Spaghetti-Western ein. Dieses Duo persiflierte die typischen Figuren und Geschichten ihrer ernsten Vorlagen.
Der unterschätzte, extrem leidensfähige, knallharte und tödlich schnelle Einzelgänger ist bei vielen Jungs als Vorbild des furchtlosen Kämpfers im Kopf, der man selbst gern wäre. Doch dieses Bild des Wilden Westens stimmt nur für einen Bruchteil dieser Epoche.
Cowboys hatten im Regelfall ein entbehrungsreiches und hartes Leben. Für wenig Lohn schufteten sie nicht selten bis zu 16 Stunden am Tag, um mehr oder weniger große Rinderherden zu versorgen oder quer durch den Kontinent zu treiben. Der Cowboy riskierte oft sein Leben, wenn eine Herde durchdrehte und es galt, eine Stampede aufzuhalten oder umzulenken, damit die in Panik geratenen Rinder sich nicht irgendwelche Schluchten hinunterstürzten. Jederzeit konnte das eigene Pferd unter die Rinderhufe geraten, sich in einem Erdhörnchen-Loch die Beine brechen oder von einer Giftschlange gebissen werden, was in der Kettenreaktion dann den Cowboy in Mitleidenschaft zog. Als Dreingabe kamen die Überfälle durch Revolverbanden und Indianer hinzu. Die Fähigkeit des Schießens war Teil des Jobs, hatte aber eher selten die spannenden, tödlich endenden Duelle zum Ziel.
Ewiger Feind Indianer
Hielt man sich an ältere Westernfilme, waren die Indianer eine Bande von skalpierenden und wilden Eingeborenen, die nur das Töten von Bleichgesichtern zum Lebenszweck hatten. Filme, die das Leben berühmter Häuptlinge wie Sitting Bull, Geronimo oder Crazy Horse zeigten, änderten dieses Bild. Kinostreifen, die besonders kritisch mit dem Umgang der weißen Politik mit den Indianern waren, erkämpften sich erst spät die Gunst der Kinogänger.
Die Folgen der damaligen Politik halten bis heute an, weshalb es Indianerreservate gibt. Dass die Indianer alles andere als ungebildet waren, beweisen einige ihrer Weisheiten. Da die Indianer Naturvölker waren, sind ihre Weisheiten häufig sehr philosophisch, bildhaft und mit enormer Tiefe. Einige Indianer-Weisheiten, die man einigen Stämmen oder einzelnen Personen zuspricht:
Der Shawnee-Häuptling Tecumseh soll gesagt haben, dass die drei schlimmsten Übel Dummheit, Feigheit und Faulheit seien.
Ein sehr bekannter Spruch unter Naturschützern ist vom Stamm der Cree:
Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen, werdet Ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann!
Eine Weisheit, die in unsere Zeit passt, als wäre sie dafür kreiert worden, ist ebenfalls von Tecumseh:
Belästige niemanden seiner Religion wegen – achte die Ansichten anderer und verlange von ihnen, dass sie auch Deine Achten!
Die Dakota sagen:
Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!
Heutzutage muss man viel Geld dafür bezahlen, dass einem ein Motivationstrainer derartige Sprüche um die Ohren haut. Allerdings fehlt ihnen oft die Wirkung, da die Authentizität fehlt.
Im Saloon geht’s lustig zu
Die Cowboys und Indianer in unseren Breitengraden sind im Regelfall friedlich und sind am ehesten zu Karneval oder in Country- und Westernvereinen anzutreffen. Als Saloon dient entweder der Partykeller oder eine entsprechend ausgestattete Szene-Kneipe. Hier fühlen sich Squaredance-Freunde, Two-Step-Tänzer und oft auch Fans des Electric Bullriding wohl und vergessen ihren Alltag. Je nachdem, ob es um Fasching oder Hobby geht, kann man sich über das Internet, bei Country-Festen oder in speziellen Läden mit allem versorgen, was der Cowboy, das Cowgirl oder die Indianerfreunde so benötigen. Vom Tipi über Pfeil und Bogen, dem Rüschenkleid mit Strumpfband bis zum Stetson mit Revolver samt Holster ist alles verfügbar.
In Amerika haben sogar die Schnell- und Scharfschützen ihre eigenen Vereine. Dort duelliert man sich aber nicht mehr mit menschlichen Gegnern, sondern mit künstlichen Zielen und der Stoppuhr. Die schnellsten Schützen ziehen mit der schier unglaublichen Reaktionszeit von unter einer zehntel Sekunde – auch schon Kinder. Yippiyayeh!