Erste Weihnachtsartikel schon im August – be(UN)sinnliche Zeiten
Die Bäume tragen ihr saftiges Grün und Tiere wie Menschen genießen den Wechsel aus erfrischendem Regen und warmen Sonnentagen. Die Sommerferien sind für viele Kinder kaum vorbei, die Bilder aus dem Sommerurlaub oft noch nicht mal auf dem PC, da trifft es Konsumenten beim Einkaufen wie eine eiskalte Dusche: In den Supermarktregalen grinsen einem pausbäckige Weihnachtsmänner an. Rasch überlegt man, welches Datum der Kalender zeigt und stellt fest, dass der August noch aktuell ist. Viele Menschen wenden genervt den Blick ab, verdrängen das soeben Gesehene und widmen sich ihrem Einkauf fürs nächste Grillwochenende.
Längere Vorfreude oder doch nur Kommerz und voll am Kunden vorbei?
An dieser Situation scheiden sich seit Jahren die Geister. Wie früh mutet man Konsumenten das Weihnachtsgeschäft zu? Kaum jemand ist begeistert von Weihnachtsmännern, die vor November in den Geschäften auftauchen, ganz zu schweigen im Sommer. Aber es scheint doch Leute zu geben, die tatsächlich kaufen, sonst würde der Handel doch nicht jedes Jahr aufs Neue so früh mit Stollen, Plätzchen und Adventskalendern locken, oder? Der Handel argumentiert mit der Verlängerung der Vorfreude auf die besinnliche Zeit, ist bekanntermaßen aber vorrangig darauf aus, das meist gut laufende Weihnachtsgeschäft möglichst früh zu beginnen. Er will die Gewinne nicht erst ab November einfahren. Also wird dem Kunden klar gemacht, dass er den Sommer abhaken soll und sich ab sofort auf die besinnliche Zeit freuen soll.
Besinnt man sich tatsächlich und hört sich mal um, scheint der einsetzende Weihnachtsrummel den Großteil der Menschen zu nerven. Viele sind sogar der Meinung, dass die Vorfreude gar nicht mehr stattfinden kann und dem letzten Rest Weihnachtsgeist endgültig den Garaus macht. Die Menschen werden überreizt, was dazu führt, dass man das Weihnachtsgefühl, wenn die Adventszeit endlich da ist, bereits übergangen hat. Damit gehen viele wichtige Denk- und Gefühlsprozesse verloren, welche in der Weihnachtszeit doch hin und wieder für Gesten der Nächstenliebe sorgen. Bleibt nur die immer noch ungeklärte Frage: Wer kauft denn so früh Weihnachtsartikel, dass sich die vorzeitigen Angebote jedes Jahr wieder rentieren? Es scheint wie bei manchen Musikstars zu sein – niemand scheint sie zu mögen, aber ihre Alben führen die Hitlisten an. Hier findet man aber wenigstens die Alben in den Häusern. Die Weihnachtsartikel findet man nicht. Die meisten Menschen machen bewusst bis zur Adventszeit einen Bogen um die Weihnachtsangebote. Ist der Handel einfach nur stur?
Wenn das Milchmädchen rechnet
Es ist wohl doch so, dass die Geschäfte im harten Konkurrenzkampf ihr Heil in Weihnachten suchen. Sie bilden sich ein, das Wecken von unterbewussten, heimeligen Gefühlen verführe zum Kauf. Außerdem will man dem Online-Handel möglichst früh in den Gewinn pfuschen. Die Rechnung passt aber nicht, da die im Sommer angebotenen Waren eher Ladenhüter sind, die den Stellplatz für saisonal passendere Artikel wegnehmen. Die Kunden, die jetzt schon kaufen, fehlen außerdem im eigentlichen Weihnachtsgeschäft, sodass sich der Weihnachtsumsatz nicht erhöht, sondern nur auf mehr Monate verteilt. Die Artikel, welche die Kunden tatsächlich wünschen und kaufen würden, fehlen. Wichtiger Umsatz, der sich am Kunden orientiert und diesen auf lange Sicht zum Wiederkäufer macht, bleibt aus. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass man diesem Umstand nur mit noch früheren Weihnachtangeboten entgegentritt, anstatt am Kunden zu handeln. Noch tiefere Preise und damit auch Mitarbeiter-Löhne wird sich der Handel nicht leisten können. Er weihnachtet zuerst die Vorweihnachtsstimmung und dann sich selbst in den Bankrott, wenn keine Umkehr zu einem vernünftigen Umgang mit dem Weihnachtsgeschäft einsetzt. Immerhin übersättigen sie die Menschen derart, dass sie sich selbst die Möglichkeit nehmen, Kunden noch mit neuen Weihnachtsideen zu begeistern.
Weihnachtsmänner müssen früher planen – das Kostüm nämlich
Für Weihnachtsmänner ist es als einzige ‚Spezies‘ tatsächlich wichtig, sich früh um ihren Einsatz zu kümmern. Ob das alte Kostüm passt, sollte man nämlich nicht erst am Nikolaustag testen. Früh genug getestet kann man dann eine Diät beginnen oder sich ein neues Kostüm bestellen, das man auf jeden Fall noch rechtzeitig zugesandt bekommt. Vielleicht macht es aber auch einfach nur Spaß, Geschenke in einer neuen, hochwertigen Nikolaus-Verkleidung zu verteilen. Ist der Nikolaus gut gelaunt, macht er auch den Kindern mehr Spaß.