Früher nur Ostereier und Schokolade – heute Konsumrausch
Eltern und junge Großeltern haben die Veränderung der Ostergaben in den letzten Jahrzehnten vom Naschnest zum Konsumnest miterlebt. Ähnlich wie beim Weihnachtsfest nervt der Einzelhandel viel zu früh mit entsprechenden Aufstellern und Angeboten. Das eigentliche Osterfest geht unter zwischen Alltagshektik und dem Terror der Suche nach überzogenen Geschenken.
Das Familienfest Ostern
Die meisten Menschen kennen Ostern vielleicht noch mit dem Ablauf, dass es am Karfreitag Fisch zu essen gab und sich die Kinder schon auf die Ostereiersuche freuten. Gemeinsam färbte oder bemalte man Eier oder bastelte Nester und Deko. Am Ostersonntag wurden dann, je nach Möglichkeiten, Osternester und kleinere „Kostbarkeiten“ im Freien oder in der Wohnung versteckt. Die Kinder freuten sich über jedes entdeckte Versteck und trugen alles stolz in ihrem Osternest zusammen, was nicht an Ort und Stelle in den Mund passte. Wenn Spielsachen zu finden waren, handelte es sich um Kleinigkeiten. Häufig gab es noch ein spezielles Mittagessen zu Ostern und Besuche von oder bei Großeltern oder anderen nahen Verwandten. Osterspaziergänge waren ebenfalls oft Bestandteil des Osterfests. Am Ostermontag gab es dann weitere Besuche oder relaxen. Auf jeden Fall war die Familie im Regelfall zusammen.
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Die Veränderungen
Lässt man den Handel mit seinen immer früher erscheinenden Saison-Angeboten einmal außen vor, haben sich sehr viele Einzelheiten am Osterfest verändert. Viele Familien begehen das Osterfest nicht mehr gemeinsam. Jedes Mitglied hat seinen eigenen Plan für Ostern, in welchem bestenfalls die Eltern noch jüngere Kinder einplanen. Gemeinsame Unternehmungen finden dank Spielekonsolen, Fernseher und Computern immer weniger statt. Eltern sind wegen des Arbeitsstress oft froh, dass der Nachwuchs lieber mit Freunden abhängt.
Aus den mit Süßigkeiten und bunten Eiern gefüllten Nestern sind zweite Weihnachtsgeschenk-Orgien geworden. Die Süßigkeiten gibt es zwar immer noch, aber die kleinen Geschenke können Eltern, die sich dem Herdentrieb des „Mithaltenwollens“ unterwerfen, an den Rand des Wahnsinns und in die Nähe des Ruins treiben. Smartphones, Konsolenspiele (gern gewünscht: Ballerspiele), Markenklamotten, CDs, DVDs und immer das Angesagteste. Dafür ist Ostern doch da, oder? Vielen ist nicht nur das Maß für Osternester abhanden gekommen, sondern auch der Hintergrund von Ostern. Mit der zunehmenden Abkehr von der Kirche bleibt von der Kreuzigung und Wiedergeburt Jesu nur noch ein Tag für Geschenke. Und das Geld, das viele Eltern dafür ausgeben wird immer mehr.
Gegensteuern statt jammern
Den aktuellen Umgang mit Ostern und auch Weihnachten beklagen viele Menschen. Schon fast angewidert versuchen sie die viel zu früh aufgestellten Handelsangebote zu übersehen, die Werbung zu übergehen und sich dem aufgesetzten Festgefühl zu entziehen. Werbeindustrie und Handel scheinen aber trotzdem ausreichend Abnehmer zu finden, sonst hätte man dieses unsägliche Gebaren ums Geld der Kunden während der eigentlich besinnlichen Tage schon aufgegeben. Wenn sich etwas ändern soll, dann kann es nur von den Kunden ausgehen, die auf Werbung und Handel nicht mehr reagieren und sich stattdessen selbst wieder auf die eigentlichen Werte besinnen. Es wäre vielleicht auch ein erster Schritt, die Gleichgültigkeit und Verrohung des Umgangs unserer Kinder miteinander entgegenzuwirken. Erziehen und führen heißt vormachen. Wenn wir Ostern wieder als Familienfest begreifen, dann nehmen es auch unsere Kinder wieder an. Vielleicht bewegen wir die Geschäftemacher dazu, uns die Vorfreude und die besondere Stimmung der Feste Ostern und Weihnachten nicht mehr kaputt zu machen.