Charleston – gleichzeitig mit der Mafia Berühmtheit erlangt
Den Tanz Charleston und die Verbrechensorganisation Mafia in einem Atemzug zu nennen, befremdet auf den ersten Blick. Sowohl der Charleston als auch die Mafia wurden in den 20er Jahren richtig berühmt. Die Epoche der 20er und 30er Jahre ist in Europa mit politischen Umwälzungen verbunden und in Amerika mit der Alkoholprohibition. Das Alkoholverbot wurde seinerzeit die Grundlage für den illegalen Alkoholhandel, der für die Mafia zu einer enormen Einnahmequelle wurde. Der vielleicht berühmteste Mafia-Boss dieser Zeit war Al Capone, den man später aufgrund einer Gesichtsverletzung auch Scarface (Narbengesicht) nannte. Bis er wegen Steuerhinterziehung hinter Gitter gebracht wurde, florierte seine Organisation. Weitere Gangster, die mit illegalen Alkoholgeschäften Erfolg hatten, waren Dutch Schultz und George Moran.
Tanzt, denn es geht uns gut
Gut ging es, trotz Alkoholverbot, auch dem größten Teil der Gesellschaft in den 20er Jahren, weshalb man sie auch die ‚Goldenen 20er‚ nennt. Weltweit boomte die Wirtschaft und die Menschen ließen es sich gut gehen. In dieser Zeit entwickelte sich aus schwarzen Tanzwurzeln in Charleston, South Carolina, der nach dieser Stadt benannte Tanz. Charleston kann einzeln oder paarweise getanzt werden. Schnelle Bewegungen, ungewöhnliche Einsätze der Arme, Beine und Hüften zu einem sehr flotten Rhythmus wirkten ekstatisch und verliehen dem Charleston einen leicht verruchten Ruf. Die vielleicht berühmtesten Charleston-Darbietungen lieferte Josephine Baker, die ebenfalls in dieser Zeit ihre beispiellose Karriere startete. Eine provokante Komponente wird dem Charleston ebenfalls zugeschrieben, da er von Frauen, die in kurzgehaltenen Kleidern (Flapper) in illegalen Kneipen Alkohol genossen, genutzt wurde, um sich über die Alkoholprohibition lustig zu machen.
Das Erbe des Charleston
Zeitgleich mit dem Einsetzen der Weltwirtschaftskrise 1929 endete auch die Blütezeit des Charleston. Für ausschweifende Feiern und Treffen in Clubs hatte kaum noch jemand Geld. Der Charleston wird auch heute in Swing-Tanzclubs am Leben erhalten. Seine Bewegungen und die tänzerische Betonung der Takte und Halbtakte finden sich zusammen mit dem Boogie-Woogie, Lindy Hop und Shag im Rock’n Roll wieder. Dieser galt zwar ebenfalls in seiner Zeit als provokant, aber für die damalige Jugend stellte er eher eine Möglichkeit zur Abgrenzung von der Erwachsenenwelt dar und war kein Ausdruck von Lebenslust wie in den Goldenen 20er Jahren.