Karneval in Venedig – Barockzauber in der Lagunenstadt
Neben den Karnevalveranstaltungen in Florenz und Rom ist der historische Karneval in Venedig der bekannteste. Der Karneval dauert hier vom 6. Januar bis zum Start der Fastenzeit an Aschermittwoch. Der Ursprung des Karneval in Venedig geht bis in das 12. Jahrhundert zurück. Bis zum Jahre 1797 hat man alljährlich den Sieg von Venedig über Aquileia gefeiert.
Die Geschichte des Karnevals in Venedig
Erstmals erwähnt wird der Karneval in Venedig in den Chroniken des Dogen Vitale Falier im Jahr 1094. Aus dem 13. Jahrhundert stammt die erste nachweisliche Erwähnung einer Maske, als man den Zunftumzug bei Martino da Canal schilderte. Im 18. Jahrhundert zu Lebzeiten von Giacomo Casanova erreichte der Karneval seine größte Pracht. Gleichzeitig wurden die Sitten immer lockerer. 1797 endete die Blütezeit des Karnevals in Venedig, als die Markusrepublik durch Napoleon Bonaparte ihre Selbstständigkeit verlor. Es gab kaum noch aufwendige Prozessionen und Festumzügen. Im 19. Jahrhundert wurde der Karneval in Venedig trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage hauptsächlich als privates Fest gefeiert. Im Oktober 1866 gab es die ersten Bestrebungen, die großartigen Traditionen des Karnevals wieder aufleben zu lassen. Die nachhaltige Wiederbelebung des Karnevals in Venedig geschah aber erst 1976 durch Federicos Film Casanova. Heute ist der Karneval in Venedig eine der großen Tourismusattraktionen.
Das historische Karnevalstreiben
In Zeiten der Republik Venedig galt der Donnerstag vor Aschermittwoch als der eigentliche Beginn der Fastnacht. Gleichzeitig wurde hier aber auch der Sieg des Dogen Vitale Michiel I. über Ulrich II von Treven gefeiert. Es wurden auf der Piazetta Feuerwerke abgebrannt und die Jugendlichen tanzten die arabische Moresca. Auf dem Markusplatz fand ein Marionettentheater statt und dem Publikum wurden wilde und exotische Tiere in Zwingern präsentiert. Überall traten Akrobaten und Seiltänzer auf. Zu dieser Zeit war die Karnevalsaison auch die Hauptspielzeit des Theaters. Es fanden rauschende Kostümfest statt. Tausende von Menschen liefen maskiert und mit Fackeln durch die Stadt. Auf dem Markusplatz wurde eine Figur mit der Maske Pantalones verbrannt.
Karneval in Venedig heute
Der Karneval beginnt 10 Tage vor Aschermittwoch und wird mit dem Engelsflug eröffnet. Hierbei schwebt ein Artist an einem Stahlseil gesichert von der Campanile über den Markusplatz. In der Stadt gibt es Bühnen mit verschiedenen künstlerischen Darstellungen und Privatpersonen flanieren in ihren Kostümen durch die Stadt. Die Parade und die Preisvergabe für das schönste Kostüm ist am Sonntag der Höhepunkt für alle Kostümierten.
Die Masken und Kostüme
In erster Linie wird beim Karneval in Venedig die Halbmaske getragen. Sie war ursprünglich als Theatermaske für die Schauspieler gebräuchlich, denn sie erleichterte den Akteuren das Sprechen. Im Karneval hat sie den Vorteil, dass man ohne große Schwierigkeiten essen und trinken kann. Es gibt aber auch die Bauta, eine Ganzmaske mit einem vorgewölbten Kinn. Die bekanntesten Kostüme des Karnevals in Venedig sind der Doktor der Medizin, der Lakai, der Advokat, der Teufel oder auch der Astrologe. Die beliebteste Karnevalsmasken für Frauen war die Moretta. Es handelt sich hierbei um eine kleine Maske aus schwarzem Samt. Sie wird mit dem Mund gehalten. Das hatte den Vorteil, dass die Trägerin nicht sprechen konnte.
Auch heute ist das Herstellen und Verkaufen von venezianischen Masken ein einträgliches Geschäft. Schon im Jahre 1436 hatten die Maskenmacher unter dem Dogen Francesco Foscari besondere Rechte. Bis zum 1820 gab es eine umfangreiche Maskenproduktion in Venedig, die dann aber Schritt für Schritt der Billigkonkurrenz aus Frankreich weichen musste. Dennoch wurden im Jahre 1846 immer noch rund 100.000 Masken in Venedig hergestellt.