Habt ihr jemals von der Barke des Frühlings gehört?
Der sogenannte Karneval ist für die Halloweens – und für dich, lieber Leser, nehme ich an – selbstverständlich ein ganz besonderer Zeitpunkt im Jahr. Und sicherlich hast du auch schon davon gehört, dass der „Karneval“ seit dem 12. Jahrhundert als „Abschied vom Fleisch“ interpretiert wird. Man soll noch einmal über die Stränge schlagen, bevor die Zeit der Entbehrung beginnt. Doch niemand von uns war im 12. Jahrhundert (oder noch früher) dabei, als die alten Bräuche noch in ihrer ursprünglichen Form gefeiert wurden. Othilie, Tony und Margo hingegen können uns aus erster Hand von dieser Zeit berichten. Was sie zu sagen haben, wird euch vielleicht überraschen!
Oh – was die Kirche aus unserer schönen Karneval gemacht, diesem urgermanischen Fest, ist wirklich schade. Ihr müsst wissen, dass wir diesen Tag schon seit vielen tausend Jahren feiern, eigentlich schon, seit wir auf diesem Planeten gelandet sind. Später berichtete Tacitus in seiner „Germania“, dass die Germanen am Rhein in einem festliche geschmückten Wagen, welcher der Göttin Nerthus gewidmet war, jubelnd durch das Land zögen. Das war übrigens schon vor rund 2100 Jahren, als das Christentum noch „Quark im Schaufenster“ war, wie mein lieber Gatte es auszudrücken pflegte.
Daher kommt der Name Karneval
Was hat es denn nun aber mit dem Namen auf sich – beruht er tatsächlich auf dem lateinischen „carne levare“, also das „Fleisch entziehen“, oder auf „Carne vale“, also „Fleisch lebe wohl“ und weist auf die bevorstehende Fastenzeit hin? Ich bitte euch, das glaubt ihr doch selbst nicht! Habt ihr euch noch nie gefragt, warum der Karneval am Rhein immer noch von einem Narrenschiff angeführt wird, in dem der Prinz Carneval seinem Volk huldigt? Dieses Narrenschiff hatte schon zu unserer Zeit die Form einer Barke. Sie war ein Schiffskarren, ein „Carrus Navalis“! So einfach ist die wahre Bedeutung des Wortes geklärt.
Warum wurde dieses heidnische Fest umgedeutet?
Wie alle heidnischen Feste war natürlich auch der Karneval der Kirche ein Dorn im Auge, und wie alle anderen Feste wurde auch er unter Zwang christianisiert. Man konnte den Menschen jedoch das Feiern ihrer uralten Bräuche nicht verbieten, also deutete man sie um. Doch warum feierten wir so ausgelassen an diesem Tag? Die Göttin Nerthus ist eine Frühlingsgöttin, und der schiffsförmige Wagen ist eine Barke des Frühlings. Für eure Vorfahren war das Zeichen ganz eindeutig: Die Gewässer konnten wieder befahren werden, denn das Eis schmolz. Das hieß, man konnte wieder auf Fischfang gehen. Und auch für alle Bauern im Land war die Wiederkehr des Frühlings einer der schönsten Gründe, um ausgelassen zu feiern. Die Sonne kehrte wieder, neues Leben konnte entstehen und die „Eisriesen“ wurden vertrieben. Natürlich wollte man diesem Vorgang etwas nachhelfen und polterte und lärmte, damit der Winter auf jeden Fall ausgetrieben wurde. Darum die Ausgelassenheit und der Lärm! An Karneval kann man über die Stränge schlagen, weil das Leben wiederkehrt – und manche von uns schlüpfen dafür am liebsten in ein Kostüm mit Blumen und Blüten. In manchen Jahren sogar Tony!
Nun, das nächste Mal, wenn ihr die Barke des Frühlings seht, denkt daran, was wir eigentlich feiern – die unvergleichliche und wunderschöne Göttin des Frühlings – übrigens eine meiner liebsten Freundinnen. Hail Nerthus!
Othilie
Oma Ottilie, um die 1000 Jahre alt und Spezialistin für magische Wesen, Rituale und Brauchtum. Hat eine geheimnisvolle Affinität zu Kröten…
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